Chorfahrt Budapest 2017

Budapest – Reise in eine Stadt der vielen Gesichter.

Unsere Chorfahrt führte uns über Pfingsten in eine „Metropole des Ostens“ – na ja, irgendwie schon. Budapest, die Hauptstadt Ungarns. Eine der meistbesuchten Städte Europas. Mit warmem Kontinentalklima. DAS haben wir gemerkt, denn der Sommer verwöhnte uns an diesen wunderbaren, musikalisch ereignisreichen und bereichernden Tagen. Teilweise an die 30 Grad bedeuteten für unsere Reisegruppe von ca 70 Personen (Rekord in der Chorgeschichte) auch organisatorisches Geschick in Sachen Wassernachschub und angemessene „Auftrittskleidung“, sangen wir doch an Orten, die teilweise Vorschriften in Sachen Bekleidung bereithielten und ansonsten einfach mit Respekt „begangen“ werden wollten.

Nun denn – der Anfang war am Flughafen in Düsseldorf, wo sich die Reisegruppe zusammenfand. Bis auf Ulrike und Georg, die uns nach guten Flug und erster Busfahrt durch die Stadt am Hotel begrüßten: die beiden waren mal eben mit dem Rad nach Budapest gefahren, und Monika und Georg, weil Lehrer nicht mal eben die Schule schwänzen können…  

Auf dem Gellertberg, unterhalb der Freiheitsstatue (nicht mit Fackel, sondern Palmwedel) gaben wir unsere ersten Töne zum Besten und sangen zum ersten Mal die Europahymne, die uns auf dieser Reise begleiten sollte und auch den Schlusspunkt bilden würde. Ein Statement in einer Stadt wie Budapest. Das erfuhren wir bei der Stadtrundfahrt am Samstag. Denn am Parlament erklärte uns einer der Stadtführer, dass die Budapester Ämter und öffentlichen Einrichtungen wählen können, ob sie die europäische Fahne (als Zeichen der Zugehörigkeit zur Europäischen Union) oder stattdessen die sogenannte Protestfahne (das muss man nicht näher erklären) hissen. Tja – Europa ist ein weites Feld.

Der Samstag war ereignisreich. Morgens Probe in der Matthiaskirche im alten Teil der Stadt. Die Krönungskirche von „Sissi und Franz“, Zeichen auch der österreichisch-ungarischen Geschichte. Selbst beeindruckend und in nicht minder beeindruckender Umgebung. Über Mittag Stadtrundfahrt und um 17 Uhr dann der erste große „Auftritt“ als Gestaltung der Pfingstsamstagsmesse mit Arvo Pärt und einem Abschluss zur Widor-Tocata, der den Sängern selbst die Gänsehaut auf die Arme trieb. Beflügelt ging es dann zum gemeinsamen Abendessen in ein typisch ungarisches Lokal. Wunderbar. Mit ungarischer Musik, ungarischem Essen, ungarischen Tänzen und ungarischen Getränken… Ein schöner Abend der zufrieden in die Betten unseres Hotels fallen ließ. Der Sonntag brachte uns Sängern und Sängerinnen viel Freizeit, überhaupt boten 5 Tage in der Donaumetropole viel Zeit für private Erkundungen. Jeder und jede hatte Gelegenheit sich das zu holen, was jeweils passte: Museum, Theater, jüdisches Viertel mit abendlichen Unternehmungen, spazieren durch diese wunderschöne Stadt, Bootsfahrt auf der Donau oder abtauchen in einem der legendären Bäder. Für uns als Chor war das Highlight des Tages die Synagoge am Herzl-Platz. Es war ein besonderes Gefühl, unser so vertrautes jüdisches Programm vor der Synagoge zu singen, die Ort des Betens, aber auch der Erinnerung ist. Und wir hatten sehr aufmerksame ZuhörerInnen – trotz ständig anhaltender Reisebusse und wirklich hohem Verkehrsaufkommen. Die Führung und der Aufenthalt im Innenhof, der als Gedenkstätte fungiert, war für viele eine besondere Erfahrung. Der Rest des Tages stand zur freien Verfügung. Einige waren schon am Freitag mit dem Schiff auf der Donau unterwegs, andere nutzen den Sonntag für eine Fahrt entlang der wunderschönen Impressionen aus historischen Bauten und Brücken und Ansichten, wie man sie mit Fotos kaum festhalten kann. Budapest wurde im Krieg kaum zerstört. Da die Stadt nicht bombadiert wurde, ist die Schönheit alter Tage erhalten. Filmteams aus aller Welt zieht es in die Stadt der Prachtbauten, denn die Produktionskosten liegen deutlich niedriger, als in Wien oder Paris. Auch James Bond jagte schon über Budapester Prachtstraßen. Eine dieser Prachtstaßen ist zum Beispiel die Andrássy út. Ein großes Bauprojekt des 19ten Jahrhunderts, das heute sowohl die Pracht der alten Zeit spiegelt, als auch die Gegensätzlichkeit der Gegenwart. Denn der bauliche Zustand der prunkvollen Bauten zeigt auf der einen Seite Verfall und Armut und teilweise schon beim direkten Nachbarn Wohlstand und Erhalt.

Montag. Wir können nicht so ausgiebig und lange frühstücken wie am Tag zuvor, denn der Stephansdom erwartet uns. Eine kurze Probe im Chorraum, der uns über Treppen und Gänge in Bereiche des Doms führt, aus denen man alleine nur schwer wieder herausfindet und dann gelangen wir über die Orgelempore in das beeindruckende Kircheninnere. Ein wenig bleibt einem ja auch hier – ähnlich wie in der Matthiasbasilika – der Atem stehen. Im akustisch unbekannten Raum meistern wir auch dieses Programm, erhalten Beifall und Anerkennung der Messbesucher und der Touristen, die teilweise blieben, um uns zuzuhören. Es waren nicht nur unsere (zahlreichen) Groupies. Den Tag lassen wir beim gemeinsamen Essen im Trófea Grill ausklingen. An diesem Buffet war kein Vorbeikommen, es war einfach für jeden etwas dabei. Und es war Zeit zum Danke sagen. An Unterstützer, an Organisatoren, an das Team dieser Reise… an unseren wunderbaren mitgereisten Organisten! Wow!

Ja, und dann beginnt der letzte Tag, der den gesanglichen Abschluss mit der Europahymne findet, mit der unser Aufenthalt hier begonnen hat. Wir singen in der zentralen Markthalle, einem beeindruckenden Stahlkonstruktionsbau. Und wir singen einen Flashmob – nachdem es unserem Chorleiter gelungen ist, den Mann am Lautsprecher „zu überzeugen“, dass etwas Ruhe der Markthalle gerade guttun würde. Ein schöner Abschluss.

Jetzt bleibt noch etwas Zeit zum Bummeln und dann steigt der Flieger in den Abendhimmel und bringt uns zurück nach Köln – na ja, erst mal nach Düsseldorf, aber das können wir nach dieser wunderbaren Reise ganz gut verkraften.

Danke Budapest, für die freundlichen Menschen, denen wir begegnen durften. Für deine Bauten, die wir teilweise mit unseren Klängen erfüllen durften. Für deine Plätze, Straßen und Viertel, die begeisterten. Für Palinka, Paprika und Sonne satt.                         (Autorin: Annette Bauer)